Es sind für alle Menschen sehr spezielle und für manche Menschen sehr harte, einsame Zeiten in diesen Tagen des Virus, das, wie es scheint, die Welt fest im Griff hat. In den letzten Tagen habe ich mich oft gefragt, wie es wohl den Menschen geht, denen wir in den letzten Monaten begegnen durften und deshalb haben wir uns für eine kleine Serie von persönlichen „Corona-Updates“ entschieden. Den Anfang macht Coco Prange, die wir Euch in einem früheren Interview vorstellen durften.
Wie hat sich denn deine Familie in der Zeit der Isolation eingerichtet? Seid Ihr zu Hause?
Ja, wir sind zu Hause – aktuell mit allen drei Kindern. Die beiden Älteren sind nach wie vor jede zweite Woche bei uns und die andere Woche bei ihrer Mutter, die ebenfalls von zu Hause aus arbeitet. Die Zeit der Isolation hat für uns vor zwei Wochen mit Johans 10. Geburtstag begonnen, der eigentlich mit seinen Freunden in einer Kletterhalle gefeiert werden sollte. Dass das vorerst auf unbestimmt verschoben werden musste, hat er aber sofort verstanden und wir haben trotzdem schön als Familie gefeiert. Für den Alltag haben wir keinen strikten Plan, aber einen gewissen Rahmenplan: Die Kinder dürfen ausschlafen (gehen allerdings zu einer festen Zeit ins Bett), danach wird gefrühstückt, anschließend 2 bis 3 Stunden Schulaufgaben gemacht, dann ein bisschen draußen spielen, Mittagessen und anschließend gehen wir alles gemeinsam raus. Meistens spazieren.
Wie funktioniert bei Euch die Kombination von Home Office und Kita? Ist es eine große Herausforderung?
Wir hatten bisher sowieso noch keinen Kitaplatz für Henri, lediglich eine private Betreuung von 1,5 Stunden am Tag, die jetzt natürlich auch wegfällt – daher mussten wir uns davor auch schon arrangieren. Jetzt sind Johan und Lies natürlich auch zu Hause, aber mit acht und zehn Jahren schon relativ eigenständig. Dennoch bleibt neben den Kindern und Haushalt nicht viel Zeit zum Arbeiten, deshalb wechseln Mike und ich uns im Moment mit der Kinderbetreuung ab, so dass der andere jeweils einen Tag in Ruhe arbeiten kann.
Was ist deine größte Sorge derzeit?
Die Unklarheit darüber, wie es weitergehen wird – in jeder Hinsicht. Aber wir versuchen, nicht in Angststarre zu verfallen, sondern die Gelegenheit zu nutzen, um uns und unsere Strukturen neu zu durchdenken. Aktuell arbeiten wir an einer neuen Kollektion, welche auch eine neue Designsprache definieren wird.
Was die größte Hoffnung?
Dass diese Krise und der damit verbundene Bruch mit unseren Routinen zu mehr Achtsamkeit führt und eine neue Form der Mitmenschlichkeit entsteht. Dass sich einige Dinge in unseren Strukturen ändern, die sich sowieso schon längst hätten ändern sollen. Und dass sich im Zuge dessen auch die Wirtschaft neu konfiguriert und lokale Produktionen, das Handwerk und nachhaltige Designs an Bedeutung gewinnen.
Was denkst du, welche mittelfristigen Folgen der Virus auf die Entwicklung der Welt haben wird?
Ich denke, auf gesellschaftlicher Ebene wird sich vieles verändern: Durch die verordnete soziale Entschleunigung, lässt das Gefühl nach, etwas verpassen zu können, da jeder alles verpasst. Dafür nimmt man sich vielleicht wieder die Zeit für lange Gespräche via Telefon oder Facetime etc. mit Freunden oder Verwandten, die man schon lange wiedersehen wollte, aber nie Zeit fand. Die Wirtschaft wird wahrscheinlich nicht zusammenbrechen, aber auf ein Minimum sinken und wir müssen lernen uns von materiellen Werten zu lösen. Dem Klima wird die Zwangspause mit Sicherheit guttun, aber es werden auch viele Menschen schwer erkranken und sterben bis es geschafft ist, das Virus einzudämmen.