Home Interview Bubblemum Society meets Annika Fröhlich, Mini me Agency

Bubblemum Society meets Annika Fröhlich, Mini me Agency

by Julia

Wir sitzen in einer alten Apotheke, die Annika Fröhlich, Gründerin der MiniMe Agency vor etwa 4 Jahren zu einem Showroom mit angrenzender Wohnfläche in Eigenregie umbaute und renovierte. Es entstand eine wunderschöne Fläche, auf der sie jetzt Marken, wie Bobo Choses, Soft Gallery Sometimes soon und les coyotes de Paris vertritt.

BMS: Liebe Annika, die meisten der Brands, die du hier vertreibst, sind wichtige Bausteine eines hochwertigen und nachhaltigen Segments, welches in der Kidswear in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Fashion, die Ästhetik und Sustainability vereint. Die Agentur existiert aber tatsächlich erst 4 Jahre, wie kam es zu deinem Portfolio?
AF: Ein glücklicher Umstand, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich startete die Agentur mit einem Brand für Schuhe, Pom d`Api. Auf einer Messe begegnete mir der Export Director von Soft Gallery, wir lernten uns kennen und mögen, er fragte mich, ob ich Soft Gallery aufnehmen möchte. So kam dann eins zum anderen.
BMS: Und die Idee zur Agenturgründung schlummerte schon länger in Dir?
AF: Na ja, ich kann ja nicht so viel (lacht). Als meine Tochter zur Welt kam und ich meinen Job bei Closed aufgab, lag es nahe, ins Kidswear Segment einzusteigen. Zunächst eröffnete ich einen Store, um erste Erfahrung im Einkauf zu sammeln und die Ansprüche des Konsumenten zu verstehen, was sich immer noch bewährt. Händler zu sein ist wirklich ein hart verdientes Brot und mein Appell an die Kundschaft da draussen: Be nice! Sagt Guten Tag und Auf Wiedersehen.
Ich war ehrlich gesagt nicht traurig, als ich dann das Ladenkonzept durch die Agentur ersetzen konnte.
BMS: Eine deiner engagiertesten Brands in Sachen Umweltschutz ist Bobo Choses, die zudem einen hohen Designanspruch vertreten und in der Branche eher als unbequem gelten, was positiv gemeint ist. War es schwer, sie in Dein Sortiment aufzunehmen?
AF: Es ist so, Bobo Choses engagiert sich extrem für nachhaltige Zwecke, tatsächlich auch, ohne darüber zu sprechen. Es war sicher die Brand, bei der ich am meisten bohren musste. Ich stehe aber absolut hinter all meinen Brands und ihrer DNA. Wo hingegen ich deutlich schlechter Designerbrands wie beispielsweise Marc Jacobs oder Givenchy verkaufen könnte.
BMS: Deine Tochter ist jetzt 7, entscheidet sie selbst, was sie anzieht? AF: Ja, absolut. Sie ist natürlich ein wenig beschränkt, auf die Sachen, die ich hier verkaufe.
Aber ja, bevor sie morgens in die Schule geht, sucht sie sich selber ihre Outfits zusammen, durch den Mama TÜV geht es nur noch der Temperaturen wegen. Ich finde das sehr wichtig, Kinder sind auch kleine Persönlichkeiten.
BMS: Wie sind denn Kinder, die in diesen modernen Stil der Agenturbrands passen?
AF: Auf jeden Fall Freigeister, sie sind offen, aber auch geprägt durch das, was ihnen vorgelebt wird.
Meine Tochter ist total unbedarft, es wird nach Gefühl kombiniert und nach eigenen kreativen Maßstäben! Und ich würde ihr niemals sagen, das Shirt passt nicht zur Hose, oder da reinreden.
BMS: Käme sie in ein paar Jahren und würde bei weniger nachhaltigen, günstigen Ketten shoppen gehen wollen, wie würdest du dann reagieren?
AF: Ich glaube nicht an Verbote, aber an Aufklärung. Ich würde ihr sagen, daß sie mit dem Einkauf von diesem Teufelszeug eben im Zweifel auch unterstützt, daß Kinder nicht zur Schule gehen können, sondern in Fabriken arbeiten müssen. Wir leben Bewusstsein vor und ich glaube, das funktioniert auch!
Ähnlich bei der Ernährung, frische Zutaten, massvoller Genuss und kein Fast Food.

BMS: Die Generation wächst schon viel bewusster auf als wir damals, auch meine Kinder beschäftigen sich schon im Vorschulalter mit nachhaltigen Themen. Wie sieht es bei den Händlern aus?
AF: Sehr unterschiedlich, hier wird meist noch nach ästhetischen Ansprüchen und Kundennachfrage entschieden, eher weniger aus dem Wunsch nach Wandel heraus.
Ich muss sagen, 2019 würde ich mir auch vom Endverbraucher mehr Engagement wünschen, zumal man die Sachen auch wunderbar weitergeben oder verkaufen kann, was tatsächlich nachhaltig ist.
BMS: Oft findet der Konsument die Brands zu teuer. AF: Da müssen wir drüber sprechen. Ein T-Shirt für 32 Euro, welches sich noch weiterverkaufen lässt, ist nicht teuer, vorausgesetzt, es gibt überhaupt ein Budget für Kleidung. Oft kauft der Konsument lieber 3 Teile für 50 Euro bei Zara ein, wovon dann 2 nicht angezogen werden, was am Ende mehr Geld kostet und der Umwelt schadet.
BMS: Ja. Die Preislagen liegen hier tatsächlich etwas über denen der Vertikalen, sind aber nicht utopisch, oder auf dem Niveau herkömmlicher Designerbrands.
AF: Es ist auch eine Wertschätzung meines Kindes, es in gute Qualität zu kleiden und dafür lieber weniger zu besitzen.
BMS: Auch das ist für uns Part einer nachhaltigen Erziehung. Dein Sortiment ist auffällig zeitgenössisch und schafft es, nachhaltige Mode aus der Öko Ecke zu zerren.
AF: Absolut. Es ist doch so wichtig unseren Kindern einen Planeten zu hinterlassen, auf dem man noch leben kann und der derzeitige Zustand macht mich wirklich sauer.
BMS. Anderes Thema, du kommst gerade von der Pitti Bimbo, größte Kindermesse in Florenz und Inspiration für dich?
AF: Die Pitti hat sich gut entwickelt und bietet mittlerweile auch eine Plattform für kleinere, progressive Kinderbrands, daran ist toll, dass selbst renommierte, internationale Häuser dann auf solche Marken setzen und andererseits die Nachwuchseinkäufer auch die Pitti besuchen und nicht nur auf der Playtime zu sehen sind.
BMS: Du bist super vernetzt in der Kids Industrie, auch international, wie wichtig ist social media für Dich? AF: Tatsächlich. Die Branche ist nicht riesig und man begegnet sich auf mehreren Veranstaltungen im Jahr, so dass dann häufig auch Freundschaften entstehen, auf jeden Fall aber grundsätzlich freundschaftlicher Umgang gepflegt wird. Ja, social media. Ich habe ein kleines Problem damit, Persönliches preiszugeben. Und immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine Tochter zeige. Und auch so wenig Zeit dafür leider. Muss ich mich vielleicht mehr engagieren.
Selbst inspirieren lasse ich mich mehr über den Erwachsenenbereich und Musik. Mit dem Begriff Trends kann ich sowieso nicht viel anfangen. Ich finde es immer gut, wenn man einfach seinen eigenen Style hat.
BMS: Trotzdem Richtungen für AW19?
AF: Auf jeden Fall, weiche, softe Materialien wie Samt und Nicki, Dungarees sind angesagt, Leomuster hatte ich auch in den Kollektionen, gedeckte Farben und entspannte Paßformen.

BMS: Du bist selbstständig richtig happy, trotzdem du fast alles in Eigenregie machst?
AF: Wir sind ein kleiner Betrieb und immer voll ausgelastet, das steht fest. Ich bin mir aber auch für nichts zu schade. Wir machen hier einfach alles, was anfällt, und ich arbeite natürlich viel, viel mehr als in angestellten Zeiten. Zumal ich auch sehr perfektionistisch veranlagt bin.
BMS: Vorteile, Nachteile?
AF: Nachteile: ständige Bereitschaft, hoher Druck in einem schwierigen Markt, indem es dem Einzelhändler nicht gut geht. Mal ganz zu schweigen davon, dass der finanzielle Outcome nicht zum Workload passt.
Vorteile: Man kann bewegen, eigene Entscheidungen treffen und stolz auf sich selber sein, wenn es läuft!
BMS: Wächst E-commerce im Verhältnis dazu, wie die stationären Händler wegbrechen?
AF: Der Kunde hat sich auch verändert, er ist viel informierter, weiß genau, was er will und kann sich das mit einem Klick beschaffen. Früher ging man in das Geschäft und suchte sich etwas aus dem Sortiment heraus. Jetzt sucht man sich häufig zuerst das Produkt aus, dann die Adresse, wo man es bekommt, und noch den günstigsten Preis. Das Einkaufserlebnis hat sich komplett verändert. Ich sehe leider nicht, dass so viele aufstrebende Onlinehändler nachkommen, wie Einzelhändler ihre Pforten schließen.
BMS: Das Gros der deutschen Kunden ist bislang nicht dafür bekannt, daß er seine Kinder besonders hochwertig, oder anspruchsvoll kleidet. Wo siehst du starke Absatzmärkte?
AF: Auf jeden Fall Asien, dort hat man ein großes, modisches Interesse an europäischen Brands und ist bei Weitem nicht so funktionsgetrieben wie in Deutschland.
Würde mir für unseren Markt grundsätzlich größere Offenheit wünschen, nicht nur in den Großstädten. Und ein größeres Verständnis für nachhaltige Warenbeschaffung und Produktion. Die Tendenz ist aber da!
BMS: Willst du noch weitere Marken aufnehmen?
AF: Ich bin offen für weitere Marken, die in mein Sortiment passen und für die ich einen realistischen Absatzmarkt sehe. Aber derzeit sehr zufrieden.
BMS. Wir danken Dir sehr für das Interview, Deine Zeit und den Vertrauensvorschuss!
AF: Mein größtes Vergnügen!

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