Wie wir vom Umdenken ins Handeln kommen!
15 Jahre lang hat sie als Moderedakteurin Trends aufgezeigt und beworben. Mit der Geburt ihres ersten Sohnes wurde Janine fester Bestandteil des Blogs Mummy Mag und Mitbegründerin sowie Chefredakteurin des Mummy Mag Paper. Jetzt organisiert sie als Wardrobe Detoxerin Kleiderschränke, hilft loszulassen von dem Zuviel und Kombinationen aus dem Vorhandenen zu finden. Nach dem Motto: “Kein T-Shirt ist so nachhaltig wie das, welches wir bereits im Schrank
haben.” Ihr Unternehmen, welches sie zusammen mit Stylistin Maren Assmus betreibt, heißt „Your Personal Stylist“.
Die beiden agieren mit der Devise „buy less, love more“ ganz in unserem Sinne, was uns dazu bewog, etwas mehr über Janine herauszufinden. Es wurde ein anregendes Lunch Date, ein Talk über Ideale und ganzheitliches Handeln und am Ende gingen wir heraus, mit dem guten Gefühl, dass es Hoffnung gibt!
BMS: Your personal stylist re-organisiert Kleiderschränke, schafft neue Kombinationen und hilft der Kundin, sich von überflüssigem Ballast zu befreien. Ist das so richtig?
JD: Ja, danke dass ihr das so zusammenfasst. Was Maren und ich tun, läuft folgendermaßen ab: Vorab telefonieren wir mit unseren Kundinnen, um zu hören, wo der Schuh drückt. Die eine möchte gerne Klamotten aussortieren, die andere wünscht sich Inspiration beim Kombinieren neuer Looks. Meist vereinbaren wir einen Schwerpunkt: Loslassen oder Kombinieren. Beides kann sehr zeitintensiv sein. Dann besuchen wir unsere Kundinnen zu Hause, tauchen in ihre Schränke ein und helfen Ihnen Auszusortieren sowie neue Inspirationen für die vorhandenen Kleidungsstücken zu finden. Falls wirklich noch etwas fehlen sollte, erstellen wir eine Liste mit den Dingen, die es wirklich noch braucht. Diese Liste ist die Basis für bewusstes Konsumieren abseits von Impulskäufen und Shoppingwahn. Und natürlich nehmen wir unsere Kund*innen auf Wunsch auch beim bewussten Shoppen an die Hand und helfen ihnen gezielt, nur die ausgewählten Teile für sie zu finden.

BMS: Worin liegt der Vorteil eine von euch zu buchen, statt es alleine oder mit Freunden zu probieren?
JD: Wir freuen uns über jeden, der aus einer Komfortzone heraus ins Loslassen kommt.
Denn psychologisch gesehen kommen wir Menschen erst in eine Veränderung, wenn es weh tut. Wir wollen vorher ansetzen. Deshalb geben wir beispielsweise auf Instagram auch Tipps, wie man aus eigener Kraft ins Tun kommt. Partner oder Freunde an der Seite können beim Ausmisten hinderlich, weil meist zu viele Emotionen im Spiel sind. Mit uns kann man Teile leichter loslassen.
Unser großes Plus: Wir geben unseren Stylisten-Expertise mit rein. Wir sind der objektive Blick von außen, den es in so vielen Dingen braucht. Auf ein Konzept lassen wir doch auch nochmal jemanden draufschauen, oder? Und wir empfehlen, wohin sie die Sachen geben können. Wir veranstalten regelmäßig kuratierte Swap Events. Wenn wir zeigen, wie man Sachen neu kombiniert, finden sie auch häufig wieder überraschende Verwendung- wir nennen das Reanimation von Schankleichen.
BMS: Woher kommt die kreative Inspiration zu wissen, diese fast ausrangierte Bluse kombiniere ich so cool, dass es wieder Spaß macht, sie zu tragen?
JD: Ich habe fast mein gesamtes Berufsleben lang Trends angepriesen. Habe Textilmanagement an der AMD studiert und jahrelang in Moderedaktionen gearbeitet. Schon 2001 machte ich das erste Praktikum bei der „Madame“. Maren arbeitet schon lange als Werbedreh-Stylistin mit Menschen vor der Kamera, wir haben uns sogar bei einem gemeinsamen Shooting kennengelernt. Und dann per Zufall in Berlin wieder getroffen, als wir beide Kinder hatten – uns dann nicht nur ein Auto und den Babysitter, sondern auch ständig Klamotten geteilt/geliehen. Ergo: Wir haben das Umdenken und Sharen miteinander geübt und reflektieren uns auch jetzt regelmäßig in unserem Tun.
BMS: Wie nehmen eure Kund*innen das Teilen, Tauschen und Leihen an?
JD: Ich muss sagen, wir haben bezüglich der Swap Events immer wieder viel Aufklärung zu betreiben. Es kommen viele Fragen, wie zum Beispiel, “was ist, wenn ich nichts von der anderen finde, die was von mir bekommt?” oder “was passiert, wenn ein geliehenes Teil einen Schaden erleidet?” Die Fragen verdeutlichen, wie sehr wir alle in den gelernten Strukturen von Besitz festhängen.
Es geht bei unseren FEMALE FASHION SWAP & SHARE EVENTS nicht vordergründig darum, neue Besitztümer zu erhaschen, sondern um das Hineinkommen ins Teilen, Tauschen und Leihen. Maren und ich stehen mit Stylistinnen-Tipps zur Seite – passt das getauschte Teil überhaupt zu mir?! Am Ende geht es um Austausch: das alles in einer Runde mit Frauen, die alle ähnliche Fragezeichen haben.
BMS: Was für einen Typ Frauen beratet Ihr?
JD: Das ist eine ganze Bandbreite – von der Businessfrau, die etwas für eine Podiumsdiskussion sucht – bis zur Mama, die in funktionalen Outfits gestärkt durch den Alltag mit Kind kommen möchte.
Große Auffälligkeit: Wir werden in Zeiten von Umbrüchen kontaktiert. Mamas, deren Körper sich noch mal verändert hat oder die anderweitig einen Wandel erlebt haben, Frauen in der Gründungsphase, oder nach einer Trennung, komplett unterschiedliche Profile auf jeden Fall. Kerngruppe ist aktuell 30 – 50 Jahre alt. Und wir sprechen hier auch von Frauen, die in der Modebranche tätig sind und denen einfach die Zeit und der Abstand fehlen.
Um auch die nächste Generation mitzunehmen, planen wir aktuell an Schulen zu gehen und dort Aufklärung zu betreiben, denn gerade Teenager in der Findungsphase shoppen viel und günstig und meist nicht nachhaltig. Genau wie Euch ist es uns ein Anliegen, Menschen zu bewusstem Konsum und nachhaltigem Aktivismus anzuregen.
BMS: Vielleicht können wir an dieser Stelle kurz gemeinsam dazu aufrufen, den 12. Juni im Olympiastadion zu verbringen. Alles nähere dazu hier: https://mitvergnuegen.com/index.php/2019/einhorn-buergerinnenversammlung-olympiastadion/ https://www.startnext.com/12062020
JD: Unbedingt, ich werde da sein!
BMS: Und mal ehrlich, Dein eigener Kleiderschrank? Wird der auch saisonal überprüft?
JD: Jahaaa. Stellt euch vor, als Step 1 unserer Zusammenarbeit hat Maren bei mir einen Schrankcheck gemacht. Sie hatte die Idee zu „Your Personal Stylist“ vor ungefähr 5 Jahren, als sie sich ebenfalls verändern wollte. Mein Schrank war super strukturiert, nachdem Maren da war und das Beste, ich wusste, ich brauche nichts Neues. Dann habe ich mich auch viel mehr damit beschäftigt, wie sehr die Bekleidungsindustrie dem Klima schadet. Nur ein Beispiel: Ein einziges neues weißes Baumwollshirt verursacht die selben Emissionen, als würde ich 56km mit einem Diesel fahren! Es macht sehr traurig, zu sehen, wie wir alle Teil eines kranken Konsumsystems sind. Aber ich will mich ständig verbessern. Und das vor allem nach außen transportieren.
JD: Gegenfrage: Was macht es denn mit Euch?
BMS: Wir konsumieren deutlich weniger, haben fast Fashion und Tampons abgeschworen und versuchen wirklich Bestehendes zu nutzen. Es gibt einen Biomüll und Auto fahren wir beide ganz selten. Auch für unsere Kinder kaufen wir viel mehr 2nd Hand als früher, jetzt natürlich sowieso. Wo es auch so viel Spaß machen kann.
JD: Ich habe das Gefühl, den meisten Menschen tun die Ausmaße der Klimakatastrophe noch nicht weh genug, aber es ist jetzt die Zeit zu Handeln, nicht, wenn alles verloren ist. Lasst uns unbequem werden, vielleicht auch in der Nähe ausspannen oder die Bahn nutzen, statt in den Süden zu fliegen. Anders leben, als wir aufgewachsen sind. Konsum ist meistens nur Kompensation, oder auch – gerade bei Teenagern – Unsicherheit.
BMS: Du hast Dich bereit erklärt, Mitglied der Bubblemum Society zu werden. Kaufst Du selber auch 2nd Hand?
JD: Definitiv! Und ich finde Bubblemum Society ist eine ganz wundervolle Idee, preloved umzusetzen.
BMS: Wir danken Dir sehr für unseren anregenden Austausch unter Gleichgesinnten und wünschen Euch weiterhin so viel Erfolg, vor allem auch mit den Swap Events.
JD: Danke euch. Meldet euch gerne für den nächsten FEMALE FASHION SWAP & SHARE am 18.Januar an.