Home Interview Bubblemum Society meets Sarah Harfmann – founder of harfmann and harfmann piccolino

Bubblemum Society meets Sarah Harfmann – founder of harfmann and harfmann piccolino

by Julia

Vor ein paar Monaten zeigte mir eine Freundin ein Geschenk, das sie für ihren Neffen gekauft hatte. Es war ein wunderschöner, kleiner Wollblouson in Weinrot, handmade in Berlin. Seitdem wollte ich herausfinden, wer sich hinter dem Brand Harfmann piccolino verbirgt, dank Insta, keine Schwierigkeit. Es ist Sarah Harfman, die Lust hatte und Zeit fand, unsere Neugier zu befriedigen und die Fragen nach ihrer Arbeit zu beantworten.

Hallo liebe Sarah, wir würden gerne wissen, wie es 2010 zu der Gründung von harfmann kam, und was Du vorher gemacht hast.

In Berlin und London habe ich Modedesign studiert und 2008 mein Diplom absolviert. Während des Studiums konnte ich mir ausschließlich das Arbeiten als Selbstständige vorstellen, damals noch mit der Idee, Bekleidung für Damen und Herren zu fertigen. Ich arbeitete gerne selbstständig und wollte deshalb mein eigener Chef sein. Deshalb gründete ich die Firma harfmann. Die Realität zeigte mir aber schnell, dass mir Praxiserfahrung fehlte, um langfristig und erfolgreich als Label zu bestehen. Ich entschied mich deshalb, ein interessantes Angebot für eine Stelle bei Frank Leder anzunehmen. Meine eigenen Ideen für harfmann setzte ich am Wochenende und im Urlaub um. So konnte ich kleine Kollektionen fertigen, diese aber nicht professionell präsentieren, weil dafür keine Zeit blieb.

Mit der Geburt meines ersten Kindes Milan, wuchs erneut der Wunsch nach einer eigenständigen Arbeitsweise. Zum einen wollte ich den Herausforderungen des Familienlebens flexibler begegnen können, zum anderen wieder alle Energie in eigene Ideen investieren.

Was ist das Wichtigste an Deiner Marke, sozusagen die Essenz von harfmann?

harfmann steht für zeitloses Design und eine hochwertige Verarbeitung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Wichtig ist mir auch, dass die Bekleidung funktional ist. harfmann bietet Bekleidung für Kinder und Erwachsene, nach und nach sollen die Teile, die es bisher nur für Kinder gibt, nach und nach auch für Erwachsene angeboten werden.   

Sind Deine Kinder Inspiration für harfmann piccolino? 

Ja! Die Linie piccolino wurde durch die Geburt meines ersten Kindes inspiriert. Wenn man Kinder hat, weiß man, worauf beim Tragekomfort geachtet werden muss, welche Details Sinn ergeben, welche nicht, oder wie der Schnitt beschaffen sein sollte. Mein älterer Sohn trägt die meisten Entwürfe erst mal Probe. Danach weiß ich, ob ich sie auch der Öffentlichkeit präsentieren kann.

Was tragen sie außer Deinem Brand noch? Kaufst Du auch 2nd Hand?

Ja, sehr viel! Ich gehe gerne auf Flohmärkte, um dort für meine Jungs einzukaufen, es bringt mir auch Spaß, zu verhandeln und ich genieße die Atmosphäre. Es gibt unglaublich viele tolle Labels für Kindermode. Meine Jungs tragen z.B. auch Bobo Choses, Serendipity, Selana, Matona, oder die tollen Caps von new kids in the hood. Ich mag es, schlichte, zurückhaltende Bekleidungsstücke mit „coolen Teilen“ zu kombinieren.

Welche sind die Aufgaben, die Du bei Harfmann selber wahrnimmst, hast Du Mitarbeiter, die Dir helfen, oder passiert fast alles in Eigenregie?

Vieles passiert in Eigenregie. Ich habe eine Schnittemacherin und die Musterteile werden vom Schneider gefertigt. Für bestimmte Anlässe buche ich freie Mitarbeiter, z.B. um Unterstützung für eine Messe zu bekommen. Einige Aufgabenfelder sollten von Spezialisten besetzt sein, so habe ich eine Grafikdesignerin und ein Fotografenteam, die ich immer wieder ins Boot hole.
Wenn sich alles so positiv weiter entwickelt, wie bisher, kann ich mir hoffentlich in naher Zukunft eine Festkraft leisten. Momentan backe ich aber erst mal kleine Brötchen, da letztes Jahr unser zweiter Sohn Mattis auf die Welt kam. Ich versuche gerade eine gute Balance zwischen Familienleben und Arbeit zu finden – eine aufregende und vielschichtige Herausforderung.

Was ist deine Vision bezüglich der Kollektionen derzeit, werden sie langsam und organisch wachsen und erweitert, oder sollen sie sich im Saison Rhythmus ändern?

Ich stelle immer wieder fest, wie schwer es ist, bei meinem Vorhaben zu bleiben: schöne Basics anzubieten, die langfristig funktionieren. Am liebsten würde ich einfach loslegen und riesige Kollektionen machen. Aber aus wirtschaftlichen Gründen geht das leider nicht so einfach. Ich muss mich ständig entscheiden. Ich möchte vor allem verlässlich liefern und eine hohe Qualität bieten. Das könnte ich mit vielen saisonalen Teilen momentan noch nicht stemmen. Von Vorteil ist, dass diese Herangehensweise eine gewisse Ruhe mit sich bringt und mich unabhängig von schnelllebigen Trends macht. Das ist auch eine Erleichterung.

Gibt es außer Lila Lämmchen weitere POS (Point of Sale), oder verkaufst Du hauptsächlich über den eigenen Webshop?

Momentan bin ich in etwa 10 Geschäften vertreten. Lila Lämmchen (Maybachufer und Prenzlauer Berg) ist mein erster größerer Abnehmer, der mich auch sehr unterstützt hat. Ab diesem Winter kommen auch Geschäfte in der Schweiz und in Frankreich dazu. Mein Webshop läuft momentan nur auf Sparflamme, da ich mit meinen 2 Kindern noch keine regulären Arbeitszeiten haben kann. Es ist hier nur eine kleine Auswahl der eigentlichen Kollektion zu sehen. Diese präsentiere ich derzeit zweimal jährlich auf der Messe Innatex und verkaufe dadurch hauptsächlich an Händler.

Was zeichnet für Dich Nachhaltigkeit aus, warum lag Dir das Thema schon 2010 am Herzen?

Tatsächlich habe ich mich erst im Laufe der letzten Jahre und insbesondere mit der Gründung der Kinderlinie intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. 2010 lag der Schwerpunkt vor allem auf zeitlosem Design und Hochwertigkeit der Verarbeitung sowie die Auswahl natürlicher Stoffe, also keine Polyester etc. Ich habe damals oft Restbestände von anderen Desigern gekauft. Jetzt, da ich größere Garn- und Stoffmengen bestelle, muss ich bewusst Entscheidungen treffen, mit denen ich mich gut fühle. Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr facettenreich. Es sollte letztendlich ein sinnvoller Kreislauf geschaffen werden, in dem alle Komponenten eine gewisse Wertschätzung erhalten.
Im Detail sind das für mich der achtsame und pestizidfreie Anbau von Pflanzen, ein umweltschonender Transport,eine artgerechte Tierhaltung aber auch der respektvolle Umgang mit den Menschen in den Produktionsstätten, sowie eine faire Bezahlung.

Ich versuche, hier auch mit gesundem Menschenverstand zu handeln und mich nicht nur von Zertifikaten leiten zu lassen. Manch eine kleinere Weberei arbeitet nachhaltig und ökologisch, kann sich aber eine Zertifizierung nicht leisten. Daher bestelle ich auch Stoffe von kleinen Firmen, die vertrauenswürdig sind. Außerdem unterstütze ich gerne kleine, regionale Betriebe, wie Strickereien oder Produktionsstätten. Die gemeinsame Arbeit wird oft sehr familiär und ist eine Bereicherung. In dieser Größenordnung sind auch die Abläufe sehr transparent. Das weiß ich zu schätzen.

Hat die „Coronakrise“ Deine Arbeit beeinträchtigt, oder dem Unternehmen sogar geschadet?

Diese Zeit hat insofern Auswirkungen auf meine Arbeit, als dass die Betreuung unserer Kinder durch die Kita komplett ausgefallen ist. Dadurch ist es schwieriger geworden, Zeit zum Arbeiten zu finden. Stoffe, die ich bestellt habe, konnten zum Teil erst später gefertigt werden. Das beeinflusst den kompletten Produktionsrhythmus. Messen wurden verschoben oder fallen aus. Auch wenn eine Messe – wie derzeit geplant – zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden wird, weiß man nicht, ob die Einkäufer zahlreich erscheinen werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass diese ein kleineres Budget mitbringen, da ihnen Einkünfte aus den Monaten des Lockdowns fehlen. Es bleibt noch einiges offen und es ist schwer, abzusehen, wie die Folgen sich im Detail in Zukunft auch für mein Unternehmen auswirken werden.

Wie hast Du es geschafft, alle Aufgaben in den letzten Wochen zu managen?

Ich habe zum Glück sehr viel Unterstützung durch meinen Freund, daher konnte ich zumindest zeitweise arbeiten. 

Was sind Deine Pläne, Wünsche und Hoffnungen für harfmann und Harfmann piccolino?
Wenn das Unternehmen weiterhin wachsen kann und die Resonanz so positiv bleibt, bin ich sehr zufrieden. Ich wünsche mir, dass ich mein Team vergrößern kann, um effizienter zu arbeiten. Mein Plan ist im kommenden Jahr präsenter zu sein und auch den Onlineshop weiter auszubauen.

https://harfmann-design.com

Liebe Sarah, vielen Dank für den ehrlichen und interessanten Einblick in Deine Arbeit!

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