Home Interview Bubblemum Society meets Sissi Rasche – Hebamme und Co-Founder der Babybox

Bubblemum Society meets Sissi Rasche – Hebamme und Co-Founder der Babybox

by Julia

Ich bin privat ein großer Fan von Sissi Rasche, da sie mir bei der Hausgeburt meines 2. Sohnes beistand und mir damit ein unvergesslich schönes Erlebnis bescherte. Sissi ist nämlich Hebamme aus Leidenschaft und ein absoluter Experte, wenn es um das Thema Neugeborene und Mutterschaft geht. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Marina gründete sie 2017 die Babybox and family, daraus resultierte ein wunderbarer Store in Berlin Mitte und ein Onlineshop. Hier gibt es alles, was Babys wirklich an Bekleidung brauchen, um das ganze Jahr lang angenehm temperiert zu sein und gleichzeitig noch sehr hübsch auszuschauen. Marina brachte viel Expertise im Bereich Business mit und ist für die hauseigene Strickkollektion verantwortlich, über die wir heute unter anderem sprechen wollen.

@Lillidoo 2017

BMS: Man könnte unzählige Fragen an Dich stellen, du bist eine der begehrtesten Hebammen der Stadt…

SR: …oh nein, das mag ich gar nicht, finde ich irgendwie peinlich. Ich finde es sehr selbstverständlich, was ich tue und wie ich meinen Beruf ausübe und ehrlich gesagt, würde ich gerne noch viel mehr Menschen auf diesem Gebiet helfen. Kann ich leider nicht, da meine Kapazitäten voll ausgeschöpft sind. Das finde ich immer schade. Die Frauen, die ich schon mal betreut habe, haben bei mir Vorrang, das ist sozusagen der Geschwisterkinder Bonus. Darüber hinaus kommen über unseren Freundes-und Bekanntenkreis auch schon viele Anfragen.

BMS: Dazu hast du die Babybox gegründet und jetzt seid Ihr mit der hauseigenen Strickkollektion Babybox Collection gestartet. Woher nimmst du all Deinen Spirit, die Ideen und Motivation?

SR: Also, vorab ist Marina ein ganz wichtiger Part an meiner Seite, ich nenne sie unter uns das Gehirn der Babybox, ich gebe zwar viele Impulse, aber das Projekt würde gar nicht funktionieren ohne sie. Die Kollektion ist ehrlich gesagt auch ihr Baby, in das sie sehr viel Herzblut investiert hat. Ich habe einmal die Strickerei gesehen und meine Meinung zu den Styles kundgetan, aber das Projekt trägt sie. Ich stehe grundsätzlich mehr im Vordergrund, aber Marina ist der kühlere Kopf in unserer Beziehung und oft, wenn ich Juhu schreie und schnell euphorisch bin, sorgt sie dann für Klarheit und bewahrt uns vor zu schnellen Entscheidungen. Wir ergänzen uns perfekt!

@chiara_doveri_photography

BMS: Die Babybox hat sich schnell entwickelt.

SR: Wenn man ehrlich ist, waren wir ursprünglich zu 3 und das hat sich relativ schnell nicht mehr gut angefühlt und wir dachten, wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir etwas ändern. Die Kernidee hatten Marina und ich während ihrer Schwangerschaft, wir kannten uns über unsere Männer und stellten fest, wie viele Menschen im Vorfeld für ihre Babys teure Sachen kauften, aber am Ende doch nicht das Richtige im Schrank hatten. Marina war damals dankbar für meinen Support und so entstand unsere Idee, noch mehr Eltern mit der richtigen Ausstattung zu versorgen. Statt die Eltern weiterhin in verschiedene Läden zu schicken, wollte ich die Grundausstattung und Beratung gerne selber anbieten. Marina und ich bieten hier alles an, was wir unseren 5 Kindern angezogen haben. Wir fokussieren uns im Jahr 2020 noch mehr auf die kleinen Größen und den Bedarf, den man im Wochenbett auch als Mama hat.

BMS: Also ein sehr rundes Programm, die über die Hebammen Tätigkeit weit hinausgeht, aber dennoch unmittelbar mit ihr zusammen hängt.

SR: Meine eigene Hebamme war schon immer positiv erstaunt, wie sehr ich mich begeistern kann über diese schönen, warmen Babysachen, es geht hier nicht um Mode in erster Linie, aber wenn sich Funktionalität und Ästhetik so großartig vereinen lassen, das begeistert mich.

Bedenklich finde ich es, wenn alle Plüschanzüge mit Teddybären süß finden, und darin steht 100 % Polyester, das ist null funktional, gar nicht warm und vor allem nicht atmungsaktiv. Heisst, pack ich das Baby in Polyester, auch gerne als Wagensäcke benutzt, schwitzt es und kühlt aus. Dazu kommt, es kann nicht optimal wärmen. Die Wolle ist noch vorurteilsbehaftet, gilt als kratzig, völlig zu Unrecht, wirklich. Da möchten wir gerne aufklären. Wolle lässt sich top mit Baumwolle kombinieren, der Zwiebellook funktioniert extrem gut. Und in Wolle können die Kinder sich gut bewegen. Auch in den Romperhosen zum Beispiel funktioniert das sehr gut und es sieht über der Strumpfhose süß aus.

BMS: Wie umfangreich ist Eure Kollektion derzeit?

SR: Die Babybox gibt es jetzt 3 Jahre und wir sind stabil, aber investieren immer noch. deshalb sind wir erstmal mit den unabkömmlichsten Styles gestartet. Eine Babydecke, etwas größer, so daß die Kinder sie jahrelang benutzen können. Ein Schlüttli, der Schweitzer Begriff für Strickjäckchen, bin ein grosser Fan davon, es wird über die Seite geknöpft, was praktisch ist. Das ist der maschinengefertigte Part, produziert werden die Sachen in Süddeutschland.

Darüber hinaus, ganz besonders, unsere handgestrickten Stücke. Wir haben 5 feste Strickerinnen, die die Sachen in liebevoller Handarbeit stricken, am weitesten weg, ist Lindas, die in Südafrika für uns strickt. Da braucht es 10 Stunden für ein Jäckchen, das kostet dann 89,90, also es ist für die Strickerinnen mehr ein Hobby, da unbezahlbar. Das Merinojäckchen ist auch für drinnen geeignet, es gibt zum Beispiel noch die etwas grobere Wolle/Alpaka Mischung Jacke für draußen. Und in der edelsten Version gibt es das Jäckchen in handgestrickt aus Kaschmir. Aber das liegt dann preislich sehr hoch. Dann haben wir die Schühchen in vielen Farben, unser Key Item sozusagen. Wir erweitern unsere Kollektion aber Schritt für Schritt.

BMS: Herausragend schön sind die Farben, wie sucht Ihr sie aus?

SR: Wir benutzen GOTS zertifizierte Wolle. Und suchen dann spontan Farben aus, die uns gefallen.

BMS: Kann man einzelne Teile, auch Sonderanfertigungen bei Euch bestellen?

SR: Ja, sehr gerne. Man muss manchmal 2 bis 3 Wochen Wartezeit einplanen, da wir streckenweise sehr viele Anfragen haben.

BMS: Die hauseigene Kollektion ist tatsächlich sehr nachhaltig…

SR: …ja, man kauft natürlich neue Sachen, aber die sind unter fairen Bedingungen hergestellt. Da haben wir uns von Marken, bei denen es nicht gegeben war, auch konsequent getrennt. Ich finde es auch schön, was Ihr macht und dass die Leute mehr preloved kaufen und unsere Sachen sind natürlich auch langlebig und können noch ein 2. und 3. Kind glücklich machen, vorausgesetzt sie werden richtig behandelt.

BMS: Wie siehst du die Bereitschaft, Geld für wertige Bekleidung auszugeben?

SR: Das ist mir jetzt sehr wichtig. Es ist nicht möglich fair produzierte Ware, die auch noch GOTS zertifiziert ist, zum Dumping Preis anzubieten, wir möchten auch keine Massenware anbieten und die Überproduktion unterstützen, die dann saisonal im Sale rausgehauen werden muss. Das zerstört auf Dauer die Marken und den Handel. Wir zahlen hohe Einkaufspreise und kalkulieren fair und wünschen uns vom Endverbraucher mehr Wertschätzung für die Produkte. Und das Verständnis dafür, dass die ihren Preis haben.

BMS: Ich habe auch das Gefühl, dass einige Menschen hierzulande kein Problem damit haben, 100000 Euro für ein Auto zu bezahlen, aber bei Lebensmitteln oder Bekleidung denken, es darf nichts kosten.

SR: Mir tut das oft weh zu sehen, ich wünsche mir, dass die Eltern lieber nur einen Pullover kaufen und dafür einen fairen Preis bezahlen, als zu viel zu kaufen und dafür günstig. Ich habe Gott sei Dank hier viele ganz tolle und treue Kunden, die das längst so sehen, auch mal auf ihre Sachen warten und meine Arbeit und die unserer Mitarbeiter auch wertschätzen. Lustig ist auch, dass meine Kinder ihren Freunden schon mal von den Vorzügen der Wolle berichten. Cleo ist da meine größte Supporterin.

BMS: Nicht zu vergessen, bist du 3-fache Mutter, was schon ausreichen würde, um den Tag zu füllen. Wie schaffst Du es, auch für Deine Kinder da zu sein?

SR: Natürlich schaffe ich das! Ab 15.30 bin ich täglich für sie da, das ist das Wichtigste in meinem Leben. Am Wochenende unterstützt mein Mann sehr viel, da ich da auch oft in der Babybox bin. Die Zeit, die auf der Strecke bleibt, ist eher die für meine Freunde, oder Zeit für mich. Ehrlicherweise brauche ich auch nicht soviel Schlaf. Was mich eher etwas stresst, ist die Zeit für Instagram und alle Anfragen, die darüber kommen.

Das Gute aber in meinem Fall, ich liebe meine Arbeit und mache sie unheimlich gerne. Das fühlt sich mehr wie ein Hobby an. Und so Wochenenden ohne Kinder brauche ich eher weniger, da würde ich sie direkt zu sehr vermissen. Ich habe sehr früh Kinder bekommen und da ist es erstaunlich, wie selbstständig die Älteren schon werden, eingeschränkt fühle ich mich durch meine Kinder jedenfalls gar nicht. Jetzt bin ich noch im Stillmodus mit Lilo, da habe ich auch nicht das Bedürfnis, feiern zu gehen, grundsätzlich trinke und rauche ich sowieso nicht, von daher verpasse ich wenig.

BMS: Bei deinem Tempo hast du sicher schon wieder Pläne für die Zukunft. Wie soll dein Jahr 2020 aussehen, oder willst du etwas anders machen?

SR: Ich hätte sehr gerne meinen eigenen Podcast, habe in Interviews gemerkt, dass es mir viel Spaß macht. Das Schönste wäre, einen Podcast zusammen mit Marina zu realisieren.

BMS: Allerletzte Frage, was sind die wichtigsten Dinge für ein Neugeborenes?

SR: Sehr wichtig ist ein schönes, entspanntes Wochenbett und eine gut versorgte Mama. Dann natürlich der Wolle Seide Body, das Schlüttli und eine Babydecke.

BMS: Liebe Sissi, schön, dass es geklappt hat, Dich zu treffen. Vielen Dank für ein so ehrliches Gespräch und Deine Zeit.

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