Lilija, die Macherin des nachhaltigen Kid`s brand Orbasics hat uns in ihr Home Office eingeladen, sie ist guter Laune und voller Elan und wir fühlen uns sehr willkommen. Schnell wird klar, dass sie kostbare Zeit opfert, denn ihr erfolgreiches Brand hat sie alleine gegründet und bis auf wenig Hilfe ist sie noch in fast allen Belangen selbst zuständig. Außerdem Mama der 5-jährigen Nika, die Inspiration für das Brand und deren Gründung war.
BMS: Liebe Lilija, jetzt haben wir schon spontan über nachhaltige Bekleidung und vor allem unser Einkaufsverhalten gesprochen, also bleiben wir direkt bei diesem Thema. Was bedeutet für Dich gelebte Nachhaltigkeit, abseits deiner Marke?
LB: Ich kann sagen, dass sich mein persönliches Shoppingverhalten extrem gewandelt hat. Mit 25 habe ich noch sehr gedankenlos und vor allem viel eingekauft, das mache ich heute nicht mehr und ich muss sagen, es hat mir mit der Zeit ein immer mulmigeres Gefühl eingebracht, günstig und ohne Rücksicht auf gelebte Nachhaltigkeit zu konsumieren. Von Glück oder Befriedigung war das weit entfernt, jetzt hinterfrage ich mein Konsumverhalten ständig und ich versuche wirklich, ein besserer Mensch zu sein. Orbasics verpflichtet mich sowieso dazu.
BMS: Das heißt, du shoppst deutlich weniger?
LB: Es ist natürlich für so einen mode affinen Menschen für mich gar nicht so einfach, auch oft zu verzichten. Aber dennoch kaufe ich vielleicht noch 20 Teile im Jahr, der Durchschnittsbürger laut Statistik 60. Der Markt ist so überschwemmt von den Vertikalen, mir fehlt tatsächlich ein Brand, das nachhaltig produziert wird, modisch ist und nicht zu teuer. Genau, was Orbasics für mich ausmacht.
BMS: Wirkt sich das auch auf andere Bereiche aus?
LB: Ja, ich versuche wirklich, zu tun, was geht, um bewusst zu leben. Manchmal ist der Zeitfaktor mir im Weg, denn damit mein Label funktionieren kann, muss ich Kompromisse machen. Dann schaffe ich es zum Beispiel nicht immer, Lebensmittel ökologisch korrekt einzukaufen. Obwohl ich mir es wünsche.
BMS: Orbasics entstand aus dem Bedarf für deine Tochter, wie so oft, wenn man sich als Mutter auch beruflich nochmal umorientiert, sind die Kinder die Inspiration. Fehlten Dir bezahlbare, nachhaltige Basics im Kids Bereich?
LB: Ich bin über den Pepe und Nika Blog dorthin gekommen, mich überhaupt erst mit dem Thema nachhaltige Kidswear zu beschäftigen und habe mich dann quasi self – educated, um mit der Materie vertraut zu werden. Ich habe vorher auch eher mainstreamig konsumiert, ohne mir so wirklich Gedanken zu machen.
BMS: Welches Alter deckt die Kollektion ab?
LB: Von 1 bis 8, wir arbeiten daran, das eventuell noch auszuweiten. Ist im Moment aber noch nicht spruchreif. Von Babys bin ich derzeit weit weg, da traue ich mich gerade noch nicht ran.
BMS: Wie pusht du denn Orbasics?
LB: Ich habe am Anfang mehr versucht, das Brand in Stores zu etablieren und mich auch auf den Vertrieb fokussiert, jetzt versuche ich verschiedene Kanäle zu nutzen und die effektivsten Wege zu gehen. Ich habe auch Messen besucht, aber da ist der Einsatz sehr hoch und kleinere Brands finden wenig Beachtung. Oder ich habe die richtige Plattform noch nicht gefunden. Ich fokussiere mich derzeit vor allem auf mein B to C Business, fahre sehr gut auch mit Instagram und schöpfe da die Möglichkeiten aus, Kunden zu gewinnen.
BMS: Kümmerst du dich um deinen Webshop auch selbst?
LB: Ja, tatsächlich. Ich kümmere mich um alles selbst, manchmal hilft jemand, um Bestellungen zu verpacken, oder so etwas, aber im Grunde mache ich alles alleine. Ich arbeite sehr, sehr effizient und bin immer im Sprint unterwegs. Auf Dauer wird sich das hoffentlich ändern. Aber derzeit mache ich noch nicht die notwendigen Gewinne, um es anders zu handhaben.
BMS: Unterstützt Dein Mann dich sehr?
LB: Ja, er ist toll. Und ich bekomme viel Support von ihm in jeder Hinsicht. Er ist auch selbstständig, so daß wir uns relativ flexibel organisieren können. Ohne ihn würde es nicht so gut funktionieren.
BMS: Wie lief Deine Kickstarter Kampagne?
LB: Das ist sehr viel mehr Arbeit, als man sich vorstellt. Man muss den ganzen Input vorbereiten. Texte, Bilder , Grafiken, ein Video. Schon für das Material kann man ein Team beschäftigen. Kickstarter ist auch eine Marketing Kampagne, die Plattform ist sehr überflutet, also muss man sich Beachtung verschaffen. Und sich am besten vorher überlegen, wie man das anstellt. Dazu kommt noch das follow up.
BMS: Jetzt ein vielleicht noch angenehmeres Thema, was sind die Bestseller Deiner Kollektion, die jedes Kind im Schrank haben sollte?
LB: Die „easy pants“ in honey und der „cosy sweater“ sind die absoluten Bestseller. Mich beschäftigen mehr die neuen Sachen. Sehr gerne mag ich meinen neuen Rock, der so „so jolly skirt“, der lässig sitzt und genau die richtige Länge hat. Ich arbeite gerade an einer Beanie und Unterwäsche. In dem Bereich fehlen mir im Markt auch innovative Produkte. Darüber hinaus möchte ich wirklich versuchen, ein paar Teile für Erwachsene zu produzieren.
BMS: Gehst du mit dem Rock ein bisschen weg von strictly unisex?
LB: Der Kunde hat das so entschieden, da war einfach viel Nachfrage, aber ich finde, dass auch Jungs meine Röcke super tragen können. Unisex bedeutet für mich nicht in blau-rosa Schemen zu denken, benutze auch kein Glitter oder Rüschen.
BMS: Du stellst auf Deiner Website den Produzenten, mit dem Du zusammen arbeitest vor.
LB: Ja, diese Transparenz ist wichtig. Wir lassen in Portugal produzieren, von GOTS zertifizierten Betrieben, so dass es eine Garantie gibt, dass nachhaltige Standards eingehalten werden. Auch möchte ich immer wieder dafür sensibilisieren, wie aufwendig die Produktion eines T-Shirts ist und durch, wie viele Hände es geht. Jedem muss klar werden, daß das Ergebnis nicht 5,- kosten kann, wenn es fair zugehen soll. Dann bitte, lieber 2nd Hand kaufen, oder hochwertig einkaufen und wieder verkaufen.
BMS: Du hast tolle Sachen zu preloved dazu gesteuert. Was trägt Deine Tochter?
LB: Meine Lieblingsmarken sind Bobo Choses, Tinycottons, Angelus, Monkind. Toller Parka von Popupshop ist auch bei preloved dabei.
BMS: Liebe Lilija, wir danken Dir für unser offenes Gespräch und ein humorvolles und ermutigendes Treffen!